Vertrauen schaffen
Herausforderung für die Religionen Votum des Runden Tisches der Religionen in Deutschland
Das Verhältnis der Religionsgemeinschaften zueinander ist trotz vieler Bemühungen in Deutschland und weltweit häufig noch von Fremdheit, Misstrauen, exklusiven Ansprüchen und wechselseitigen Ängsten bestimmt. Der notwendige Dialog und die notwendige Zusammenarbeit sind erst allmählich im Wachsen begriffen. Der Runde Tisch der Religionen hat sich zu diesen Herausforderungen in einem Manifest geäußert.*
Beim Ökumenischen Kirchentag in München erklären wir: Wir wollen
– ein neues Vertrauen schaffen im Verhältnis zueinander und
– die Chancen nutzen, den drängenden globalen Problemen durch Zusammenarbeit zu begegnen.
1. Wir wollen mehr Ehrlichkeit im Dialog praktizieren, bereit sein, kritische Fragen zu hören und uns selbstkritisch zu prüfen. Überlegenheitsgehabe, Besserwisserei, der Vergleich des eigenen Ideals mit der schlechten Praxis der Anderen sollen ein Ende haben.
2. Wir wollen beginnen, die Konfliktgeschichte zwischen den Religionen aufzuarbeiten, weil die Verletzungen der Vergangenheit zu oft gebraucht wurden, um in einseitiger Sichtweise die Stimmung gegeneinander zu mobilisieren. – Wir wollen aber auch Beispiele einer Geschichte guten Zusammenlebens, fruchtbarer Begegnungen, Verständigungen und Kooperationen sichtbar machen.
3. Wir wollen ein eindeutiges Zeugnis geben für das Recht auf Religions-, Glaubens- und Gewissensfreiheit in umfassendem Sinn. Wir wollen uns für die aus Glaubensgründen Verfolgten und Benachteiligten einsetzen, besonders auch für Verfolgte und Benachteiligte aus den jeweils anderen Religionen.
4. Wir wollen uns besser kennen lernen, wollen Fremdheiten wahrnehmen und Unterschiede respektieren, Verbindendes ausloten und das, was uns in der Begegnung bereichern kann, herausfinden. Wir wollen uns darin üben, uns an den Stärken der Anderen zu freuen.
5. Wir wollen uns für die Lern- und Entfaltungsmöglichkeiten junger Menschen einsetzen, für Strukturen, in denen Kinder Liebe, Geborgenheit und Schutz erfahren können als Basis für ein verantwortliches Leben. Alle Bemühungen, Familien zu stärken, Kindergärten und Schulen zunehmend als Lebensräume zu gestalten, sind ebenso zu fördern wie das notwendige interreligiöse Lernen.
6. Wir wollen uns den Herausforderungen der Globalisierung stellen im Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte. Wirtschaftliches Wachstum bedarf neben der ökonomischen einer sozialen und ökologischen Perspektive. Gerade aus religiös-ethischer Sicht darf die Gewinnmaximierung nicht zur Letztinstanz werden, sondern das Kriterium muss sein, wie den Schwächeren und Benachteiligten Gerechtigkeit widerfahren kann und alle ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten können.
Wir wollen uns gegenseitig die nötigen Lebens- und Wirkungsmöglichkeiten gewähren, aber auch einem fruchtbaren, segenreichen Zusammenwirken den Boden bereiten.
*Der vollständige Text des Manifests „Vertrauen schaffen – Vertrauen wagen“ findet sich unter http://www.religionsforpeace.de/?id=rundertisch