„Internationale Konflikte, humanitäre Katastrophen, Wirtschaftskrisen oder der Klimawandel – zahlreiche Probleme, die unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen. Die Folgen: zunehmende Ängste und steigender Populismus. Je schwieriger die gefühlte Situation, desto leichter haben es marginale Gruppen, Menschen mit vermeintlich einfachen Lösungen in Schwarz-Weiß-Schemata und abstrusen Gesellschaftsmodellen zu gewinnen. Sie versuchen mit lauter Stimme und spalterischen Parolen, destruktiven Einfluss vor allem auf Jugendliche zu gewinnen.
So auch in Hamburg am vergangenen Wochenende, wo eine marginale Gruppierung versucht hat, durch Instrumentalisierung des antimuslimischen Rassismus, der Gewalt und des Unrechts gegenüber Muslimen, ein dichotomes Weltbild zu stricken: auf der einen Seite Muslime, auf der anderen Seite alle anderen.
So falsch diese Darstellung ist, so falsch ist es auch, aus diesen Parolen-Exzessen sektiererischer Gruppen generelle Schlussfolgerungen zu ziehen, die alle Muslime unter Generalverdacht stellen. Diese Gruppen und ihre Standpunkte geben nicht die Meinung der Muslime wieder – weder der in Deutschland, noch weltweit. Zahlreiche Studien belegen hinlänglich, dass Muslime in Deutschland weder extremistische Ansichten teilen, noch empfänglich sind für ein Weltbild, wie es von marginalen Gruppen propagiert wird.
Im Gegenteil: Die überwältigende Mehrheit der muslimischen Bevölkerung ist fest in Deutschland verwurzelt und beheimatet; sie schätzen die freiheitlich demokratische Grundordnung und die plurale Gesellschaft. Das zeigt sich an ihrem Engagement in der Zivilgesellschaft. Sie sind ehrenamtlich aktiv, bekleiden Ämter in unterschiedlichsten Vereinen und Organisationen und gehen souverän mit Dissens um. Sie kämpfen gegen Rassismus sowie Menschenrechtsverletzungen weltweit und suchen in der Zivilgesellschaft, mit der Wissenschaft und der Politik nach Lösungen.
Der Beitrag islamischer Religionsgemeinschaften und ihrer Moscheegemeinden ist in diesem Kontext von unschätzbarem Wert, auch wenn dieser oft kleingeredet wird. Die Wissenschaft hat bereits herausgearbeitet, dass Moscheen zu den Garanten der freiheitlichen, pluralistischen Gesellschaft gehören. Auch vor diesem Hintergrund ist es weder sachlich noch richtig, von „den Muslimen“ zu sprechen, wenn marginale Gruppen vereinzelt mit verstörenden Bildern in Erscheinung treten.
Provozierende Gruppierungen sind nicht neu und – das zeigt die Erfahrung – wird es sie leider immer geben. Politik und Medien sind gut beraten, sie nicht größer zu machen, als sie sind. Das spielt diesen Gruppen in die Hände, erhöht ihre Sichtbarkeit und die Reichweite ihrer populistischen Parolen.“