Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland e. V., wird ab dem 1. April 2020 Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM). Damit übernimmt der Berliner turnusmäßig die Vertretung des obersten Gremiums der Muslime in Deutschland für sechs Monate. Burhan Kesici löst Zekeriya Altuğ vom Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB) ab.
Kesici dankt seinem Vorgänger für seine Arbeit und spricht angesichts der Corona- Pandemie von einer außerordentlichen Herausforderung für das muslimische Leben in Deutschland. Aufgrund des Versammlungsverbots sind Gebete und sonstige Veranstaltungen in Moscheen untersagt. „Das ist eine ganz neue Erfahrung für uns Muslime. Es ist so, als würden wir einen Teil unseres Hauses, unserer Wohnung nicht mehr nutzen dürfen“, erklärt Burhan Kesici. „Gerade für die Älteren ist es sehr erdrückend, auf den Zusammenhalt und die Solidarität des Gemeindelebens zu verzichten“, so Kesici. Die islamischen Religionsgemeinschaften wirkten dem durch neue digitale Angebote entgegen. Diskussionsveranstaltungen, Predigten und sonstige Bildungsangebote erfolgten inzwischen über Videos und Livestreams. Außerdem haben sich bundesweit junge Muslime zu örtlichen Hilfsnetzwerken zusammengeschlossen, um Risikogruppen bei täglichen Besorgungen zu unterstützen.
Unter den Corona-Einschränkungen leiden Kesici zufolge aber nicht nur die Gemeindemitglieder, sondern auch die Gemeinden selbst. Durch den ersatzlosen Wegfall der Spenden, die üblicherweise nach den Gemeinschaftsgebeten gesammelt werden, befänden sich viele Moscheen in finanziellen Schwierigkeiten. „Der Bund und die Länder sind dringend aufgefordert, die Gemeinden in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen“, so der KRM-Sprecher.
Die nächsten sechs Monate werden laut Kesici geprägt sein von den Herausforderungen, den die Corona-Pandemie mit sich bringt. „Wir Muslime werden alles erforderliche tun, damit wir diese Zeit gesamtgesellschaftlich so unbeschadet wie möglich überstehen. Und wir werden diese Zeit nutzen, um uns Gedanken über uns, unser Tun und Unterlassen, über unsere Werte zu machen. Dabei werden wir jene nicht aus den Augen verlieren, die flüchten müssen, Schutz bei uns suchen oder bereits mitten unter uns leben und obdachlos sind. Die Pandemie birgt ohne Zweifel Risiken, sie kann für uns Menschen aber auch eine Chance sein, uns zu besinnen und den Blick wieder auf das Wesentliche zu lenken“, erklärt der KRM-Sprecher abschließend.
Im Koordinationsrat der Muslime sind seit 2007 die größten Moscheeverbände in Deutschland zusammengeschlossen. Dies sind: Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V (DITIB), Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e. V., Zentralrat der Muslime (ZMD), Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ). 2019 schlossen sich außerdem der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland und die Union der Islamischen Albanischen Zentren in Deutschland dem KRM an.
Berlin, den 1.04.2020